Ein Gemeinschaftsprojekt der katholischen Kirchengemeinde Sankt Franziskus und dem Musikverein Mittelstadt
Seit einem halben Jahr leitet Jonas Gschweng, Pharmaziestudent im 6. Semester, den traditionsreichen Mittelstädter Musikverein. Eine seiner Abteilungen, die gut zwanzigköpfige „Schwäbische Blaskapelle“, erfreute am Samstagabend 9.5.2015 in der katholischen Gebhardkirche die Besucher mit einem eigens für dieses Konzert zusammengestellten Programm, sozusagen mit einer Uraufführung.
Zum zweiten Mal seit 2011 wurde es – in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde Sankt Franziskus (Pliezhausen) als Benefizkonzert geplant. Der Erlös kommt der „Aktion Sterntaler“ zugute: Caritas, Diakonie und Citykirche ermöglichen mit diesem Projekt Kindern aus Geringverdiener-Familien (im Landkreis Reutlingen sind das immerhin 2500 Kinder!) gesellschaftliche Teilhabe, so dass diese sich in verschiedenen Bereichen musisch – künstlerischer oder sportlicher Art engagieren können und so Bestätigung statt Ausgrenzung erfahren.
Die „Verjüngung“ der Blaskapelle (außer dem jungen Dirigenten waren auch über die Hälfte der MusikerInnen jüngeren Alters – Ergebnis einer guten Jugend- und Nachwuchsförderung!) spiegelte sich auch in der Programmgestaltung wider. Die „Jungmusikerin Jenny Schlotterbeck führte humorvoll in die gut ausgesuchten, die Musiker durchaus fordernden Stücke ein und vermittelte kenntnisreich den kulturellen Hintergrund. Wer nun aber die typischen Musikarten Marsch, Polka, Walzer erwartete, wurde – angenehm – überrascht, wies das Repertoire stilistisch doch einen deutlich weiteren Horizont auf. Präzis und mit einer angenehm unaufgeregten Körpersprache führte Jonas Gschweng seine Musiker: nach der „Forrest Gump Suite“ (nach der Literaturverfilmung von 1994) erfolgte die spätromantische „First Suite in Es“ von Gustav Holst, der selber auch Posaunist und – als Komponist – ein Bewunderer der barocken Musik des englischen Komponisten Henry Purcells war; der erste Satz „Chaconne“ nach einem spanischen Volkstanz mit der Bassmelodie wies für eine Blaskapelle ungewohnte Tonfolgen auf, die als Hommage für Purcell gedacht waren. Nach einem kurzen und beschwingten „Intermezzo“ schloss ein „March-open air“ mit langen musikalischen Bögen, geführt von einem „walking bass“, die Suite ab. Die alte traurige Legende von einer Zigeunerin und ihrem Sohn, dem „Sohn des Mondes“ („Hijo de la luna“), existiert in vielen Variationen. Besonders erfolgreich war 1994 die Sängerin Montserrat Caballé mit ihrer Interpretation des Liedes. Dramatik pur lieferten die Musiker mit „Backdraft“, deutsch: Rauchgasexplosion (nach einem US.-amerikanischen Spielfilm von 1991). Den Abschluss des Konzerts bildete „One moment in time“, ein Popsong von Whitney Houston aus dem Jahr 1988. Die Melodie ist sehr bekannt, da sie die meist verwendete Hintergrundmelodie bei sportlichen Ereignissen darstellt. Als Hymne an den Glauben und an sich selbst war sie der gelungene Abschluss des Konzerts – gerade auch im Rahmen einer Kirche. “More moments in time” wünschte sich Diakon Hummler, der als Gastgeber der Kirchengemeinde die Besucher launig um eine großzügige Spende in Form von Scheinen bat, denn “Münzgeld macht zu viel Krach”.
Angela Madaus