In der Fastenzeit 2017 luden wir jeden Freitag um 17.00 Uhr ein, sich etwas Zeit zu nehmen für den Glauben und die Beziehung zu Jesus Christus. So wie wir immer wieder etwas tun für unsere Gesundheit, für die berufliche Weiterbildung, für die Fitness oder ähnliches brauchen wir auch Gelegenheiten, uns im Glauben zu stärken. Beginn war jeweils das gemeinsame Essen einer Fastensuppe Anschließend war Meditation, Schriftwort, Gebet und Austausch. Ende war gegen 19.30 Uhr. Die Evangelien der Fastenzeit gaben den inhaltlichen Impuls. Dieser Weg durch die Fastenzeit wurde begleitet durch die Sonntagspredigten. Außerdem gab es ein Arbeitsheft mit dem Titel „Unterwegs nach Emmaus“ Es enthielt Impulse um zu Hause sich eine Atempause zu gönnen.
Freitag Abend, 10. März 17: Rund 25 Personen treffen sich im Gemeindesaal St. Andreas. Bei einer guten Gemüsesuppe ist das Ankommen in lockerer Gesprächsatmosphäre. Um 18.30 Uhr erklingt eine Klangschale und wir versammeln uns im Stuhlkreis. Eine kurze Begrüßungsrunde, ein ruhiges Gebet und Lied und eine meditative Übung zum Wahrnehmen des eigenen Körpers stimmen ein. Thematischer Impuls war dann beim ersten Abend die Wüstenerfahrung.
Das Evangelium wird gelesen, jeder wiederholt die Sätze, die ihn ansprechen, und wir hören den Text noch einmal. Jede und jeder fühlt für sich nach: die Erfahrung der Kargheit, des Mangels, die Erfahrung der Stille, des Rückzugs und der Gottesbegegnung, die Erfahrung der Sehnsucht, wonach hungere, dürste ich.
Wir betrachten die sich veränderte Mitte, in Murmelgruppen ist ein kleiner Austausch, die Klangschale erklingt und jede und jeder darf die Essenz des Erfahrenen sich auf einen Hosentaschenzettel schreiben und als Impuls mit in die Woche nehmen. Mit dem gesungenen Abendlob der Kirche endet der Abend.
Freitag Abend, 17. März 17: Der Ablauf die Woche darauf ist ähnlich, im Mittelpunkt steht die Begenung der Jünger mit dem auf dem Berg Tabor verklärten Jesus. Wir fühlen nach, wo waren wir so erfüllt, dass wir auch wie Verliebte verklärt waren? Auf dem Berg erscheinen den Jüngern:
der Prophet Elias, ein von Gott Gerufener, Rufer zum Volk
Mose, der das Gesetz, die Ethik, den Anspruch Gottes an uns verkörpert
und Jesus ist verklärt, das Heil, der Heilende.
Ihre Botschaft symbolisieren die drei Zelte, die Petrus für sie errichten wollte. Wir spüren einzeln und im Gruppengespräch nach: die Bedeutung der Gotteswahrnehmung, des Gesetztes und des Heiles für uns.
Wir versammlen uns um Jesus und hören nochmals auf Gottes Stimme: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“, Wir öffnen unser Herz, unser inneres Hören für Jesus und singen: „Liebster Jesus wir sind hier“.
Der Hosentaschenzettel wird ergänzt, das Abendlob gesungen und beim Verabschieden ist oft zu hören: Diese Zeit hat mir jetzt richtig gut getan.
Am Freitagabend, 24. März trafen sich 18 Frauen und Männer um weiter den Weg in der Fastenzeit zu gehen. Zu Beginn des Treffens gab es wie jedes Mal eine Fastensuppe. Dieses Mal war es eine Flädle Suppe mit Backerbsen. In dieser Atmosphäre kam es zu lockeren Gesprächen die das gegenseitige Kennenlernen erleichterte.
Anschließend betrachteten wir das Evangelium der Samariterin am Brunnen (Joh 4, 5-42) etwas genauer. Anfangs ein ganz banales Gespräch um Wasser, entwickelt es sich zu mehr. Jesus bringt, ja ist das Wasser von welchem wir nicht mehr durstig werden. Als Christen dürfen wir darauf vertrauen aus dieser Quelle schöpfen zu dürfen, ja, vielleicht zu müssen. Deshalb wurde die Mitte auch nicht nur mit einem Brunnen gestaltet. In der gestalteten Mitte waren drei Brunnen. Jeder kann aus dem Brunnen Christi schöpfen. Kann ich auch Quelle für andere sein, so wie es Jesus für mich ist? Bin ich eine sprudelnde Lebensquelle für andere? Aus welchen Quellen kann ich sonst noch für mich Schöpfen? Freunde, Familie, Kirchengemeinde…? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmer. Zum Abschluss wurden die wichtigsten Gedanken des Abends auf den Hosentaschenzettel geschrieben, sodass diese die Woche über mitgehen können.
Am Freitag, 31. März trafen sich wieder einige Gemeindemitglieder um gemeinsam die Fastenzeit zu gestalten. Begonnen wurde wieder mit einer Fastensuppe. Bei Gemüsesuppe und Brot konnten sich die Teilnehmer untereinander austauschen und ins Gespräch kommen.
Nach dem Essen versammelten sich alle um die gestaltete Mitte. In ihr war der Blinde und Jesus zu sehen, sowie der Teich Schiloach und Erde. Ein begleitendes Element in der Mitte ist das Evangelium und die Osterkerze. So näherten wir uns durch eine Atemübung, ein Gebet und einem Lied dem Evangelium. Im Anschluss an die Bibelstelle in der uns von der Heilung des Blinden berichtet wird, schlüpften die Teilnehmer selber in die Rolle des Blinden und dachten über folgende Fragen nach:
– Was würde ich am meisten vermissen, wenn ich nicht mehr sehen könnte?
– Wie ist es, sich auf andere verlassen zu müssen?
– Wann bin ich blind, obwohl ich sehen kann?
– Verschließe ich vor manchem die Augen?
Freitag, 07. April:
„Diese Krankheit führt nicht zum Tode!“
Für uns ein geflügeltes Wort, aber nicht jeder, der es benutzt, weiß, dass es aus dem Johannesevangelium stammt, geschrieben um 100 n. Chr. Der Meditationstext für den letzten spirituellen Abend aus der Reihe „Geh mit!“, aus dem obiges Zitat stammt, war der Bericht von der Auferweckung des Lazarus. Der Evangelist benutzte, wie Pfarrer Dietmar Hermann erläuterte, einen Basistext und eine Sonderquelle, die er mit einer bestimmten Zielsetzung schriftstellerisch bearbeitete und in eigenständiger Weise theologisch reflektierte. Ihm war es zum einen wichtig zu betonen, dass es Zeugen für das Wunder gab, nämlich viele Juden, die zu Maria gekommen waren, aber vor allem ging es ihm um die Wirkung, die das Wunder unmittelbar nach der Auferweckung auf diese Juden hatte: Viele Juden kamen nämlich zum Glauben an Jesus Christus. Darüber hinaus will Johannes diese zentrale christliche Botschaft an die Nachwelt übergeben; deshalb geht das Eingangszitat so weiter: Die Auferweckung des Lazarus „dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.“
Durch Verena Nerz wurden wir zu Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen angeleitet, so dass wir innerlich zur Ruhe kommen konnten, uns einerseits auf unseren Körper konzentrierten und andererseits den jeweils Anderen bewusst wahrnahmen. In einem inneren visuellen Raum der Ungestörtheit vergegenwärtigten wir uns den Meditationstext und versuchten, uns den „Steinen“ in unserem Leben zu stellen: Konkret wählte anschließend jeder seinen Stein, packte ihn in Papier ein und nahm ihn, zusammen mit einer Kerze, nach Hause. Vielleicht gelingt es, den Stein bis Ostern wegzurollen! Angela Madaus 8. April 2017