Um 12:30 Uhr war Abfahrt bei der Kirche St. Andreas in Orschel-Hagen. Es regnete, aber trotzdem waren zirka 30 Personen gekommen, um sich das Kleinod des schwäbischen Barocks anzuschauen. Die Fahrt war ruhig – es regnete noch immer – wenn man aus dem Fenster schaute – so erging es mir – konnte man sehen, wie schön doch unsere Heimat, die Albhochfläche und das Tal bei Unterhausen ist. Alles war in saftigem Grün, hie und da stand aber noch Wasser auf den Feldern.
Herr Hummler berichtete während der Fahrt über die Geschichte des Klosters und der Kirche, angefangen schon von den Alemannen bis zum 8. Jahrhundert, als das Kloster 776 das Kloster an St. Gallen überging. Er sprach über die bewegte Geschichte bis hin in die heutige Zeit von der einstmaligen Kirche über die Burg und das heutige Anwesen.
Pünktlich waren wir bei der Abtei angekommen, Herr Pfarrer Oforka kam uns entgegen, er ist ja bekannt bei St. Andreas, hatte er dort oftmals während der Vakanz ausgeholfen. Er ist jetzt Pfarrer an der Ortskirche in Obermarchtal und am Münster. Die Begrüßung war ungemein herzlich, er bat uns, gleich ins Gotteshaus einzutreten. Herr Hummler hatte ja angekündigt, dass er mit ihm zusammen eine Maiandacht für die Besucher halten würde.
Die Ausflügler aus Orschel-Hagen haben im Kirchenschiff Platz genommen, ein Gebetszettel wurde ausgeteilt, Herr Diakon Hummler und Herr Pfarrer Oforka betraten das Gotteshaus und stimmten zusammen mit den Besuchern das Lied aus dem Gotteslob Nr. 889 an. „Die Schönste von allen, von fürstlichem Stand …..“ Die Fürbitten und das Vaterunser wurden gebetet bevor alle in das Lied Nr. 536, „Gegrüßet seist du, Königin, ….“
Herr Diakon Hummler erläuterte in seiner kurzen Ansprache, Maria, sie habe viele Namen – so der Kelch des Geistes – hier gibt es viel Platz, denn ein gefüllter Kelch könne etwas ausgießen, so der Morgenstern ist der hellste Stern des Himmels, Maria ist die Königin des Friedens und Fürsprecherin.
Der Text auf dem vor der Andacht ausgeteilten Gebetblatt wurde nun zusammen gebetet, danach erschall als Schlussgesang „Wunderschön prächtige, hohe und mächtige, liebreich holdselige himmlische Frau ….. (Gotteslob Nr. 883)
Es war eine schöne Andacht, eine feierliche Stunde des in sich Kehrens.
Daran anschließend war die Führung durch das Münster geplant. Das Münster ist eines der besten Beispiele des Frühbarocks, ein Vorarlberger Münsterschema, reich ausgestattet mit weißen Stuckarbeiten. MDCXCII = 1692 ist über dem Kreuz zu lesen, die Fertigstellung des Bauwerks. Die Altäre stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, ebenfalls das Chorgitter und das geschnitzte Chorgestühl sowie die Orgel.
1802 endete die Geschichte des Marchtaler Prämonstratenser Stifts. Infolge der Säkularisierung fiel die gesamte Anlage an den Fürsten von Thurn und Taxis. Die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche und das Kloster zum „Schloss“. 1919 erhielten Schwestern aus Böhmen Unterkunft im Nordflügel der Anlage. Bis 1992 stand ihre Realschule für Mädchen in der klösterlichen Trägerschaft. Dann wurde die Schule von der „Stiftung Katholische Schule der Diözese Rottenburg-Stuttgart übernommen und weitergeführt.
1973 kaufte die Diözese die gesamte Anlage vom Haus Thurn und Taxis ab und baute sie zu einer Akademie für Lehrerfortbildung aus. Am 08. September 1978 übergab Bischof Dr. Georg Moser die Akademie ihrer Bestimmung. Sie dient etwa zu gleichen Teilen der Lehrerfortbildung der „Katholischen Freien Schulen“ in der Diözese und der öffentlichen Schulen Baden-Württembergs. Zum 300. Kirchweihjubiläum am 16. September 2001 erhob Bischof Dr. Gebhard Fürst die Stiftskirche in den Rang eines Münsters und enthüllte eine Bronze-Gedenktafel an der Westseite.
Es lohnt sich, einen Ausflug nach Obermarchtal zu machen.
Der Regen hat aufgehört. So viele schöne Dinge zu sehen und zu hören macht aber auch hungrig und durstig. Im Klostergasthof Adler waren die Tische einladend gedeckt, Kaffee und Kuchen standen bereit, um verzehrt zu werden. Bei einer gemütlichen Kaffeestunde bei netten Gesprächen endete dieser Nachmittag und erfüllt mit den Gedanken an die Maiandacht und an Maria sowie der herrlichen Ausstattung der Kirche und auch satt durch den wunderbaren Kuchen wurde die Heimfahrt angetreten.
Es war ein schöner Nachmittag, ein herzliches Dankeschön an den „Treff der Frau“ und an Herrn Diakon Hummler für die Vorbereitung und Planung, ihre Arbeit hat sich gelohnt.