Eine Provokation: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als die Gesetzestreuen
Im ganzen Kapitel 21 des Matthäusevangeliums, aus dem die knifflige Botschaft von den zwei ungleichen Söhnen eines Weinbergbesitzers stammt, geht es um die Auseinandersetzung Jesu mit jüdischen Gruppierungen seiner Zeit, die seine Botschaft ablehnen. Wie einer der Söhne, sagen sie Ja zu Jesu Botschaft, sie bleiben aber letztlich ihr gegenüber gleichgültig; die Botschaft hat keine Auswirkung auf ihr Handeln. Andere weigern sich zunächst, „im Weinberg“ des Vaters zu arbeiten, ihre Weigerung aber war nicht das letzte Wort. Sie bereuen und sagen dann ein bewusstes Ja.
Es handelt sich in diesem Evangelium scheinbar um eine „Familiengeschichte“, wie Pfarrer Hermann in seiner Predigt ausführte. Eltern kennen analoge Beispiele von Kindern, die entweder ja sagen und die erbetene Handlung dann doch nicht ausführen, oder solchen, die zunächst rundweg ablehnen, sich dann aber doch eines anderen besinnen.
Was heißt es aber heute, den Willen des Vaters zu tun, umzukehren und zu handeln? Offensichtlich geht es um mehr als um ein einfaches Jasagen in einer bestimmten Situation, es geht vielmehr um eine aktive Lebensänderung. Das Evangelium will uns Mut machen, uns bewegen zu lassen, ja, uns in Bewegung zu setzen und nicht auf der Stelle zu treten, so Pfarrer Hermann weiter. Vorbilder auf diesem Weg sind dabei nicht die scheinbar Rechtschaffenen, die Pharisäer, sondern die Zöllner und Dirnen, ausgerechtet verachtete Personen am Rand der Gesellschaft, die Johannes, der ihnen den „Weg der Gerechtigkeit“ gewiesen hat, geglaubt haben.
Angela Madaus