Er ist hier eigentlich nur mit seinem Vornamen, der vom Wallfahrtsort Lourdes abgeleitet ist, bekannt – seit seinem ersten Vertretungsurlaub in der Pfarrgemeinde Sankt Franziskus Pliezhausen vor einigen Jahren. Seit dieser Zeit sponsert die Pfarrgemeinde jährlich ein Projekt, das begabten Kindern aus der Kaste der Dalit (der Unberührbaren) den Schulbesuch ermöglicht. Derzeit sind es 30 Schülerinnen und Schüler, die im Distrikt und Bistum Madurai (Hauptstadt Chennai / Madras) im Alter zwischen 10 und 17 Jahren als Halbwaisen oder Waisen in den Genuss der Schulbildung (bis zum Abitur) kommen.
Diese kostet im Schnitt etwa 160 € jährlich; wenn die Schüler im Internat leben wollen, müssen sie selber noch ca. 25 € pro Monat dafür aufbringen. Diese Summe ist für die meisten unerschwinglich, da sie aus unvollständigen armen Familien kommen. Das Hauptproblem nämlich, laut Pfarrer Lourdhu, ist in seinem Distrikt (aber nicht nur dort, ganz Indien ist betroffen!) der Alkoholismus, der viele Väter aus der Kaste der Dalit dahinrafft: Diese arbeiten nämlich unter miserablen Bedingungen und trösten sich für ihr Elend mit Whisky und Rum, was zu vorzeitigem Tod führt und Ihre Kinder zu Waisen macht! Die finanzielle Unterstützung wird – ohne Reibungsverlust – direkt abgewickelt zwischen dem Bistum Rottenburg und der indischen Caritas in Madurai, der MMSSS (Madurai Multipurpose Social Service Society), deren Präsident der Erzbischof von Madurai ist. Für dieses Projekt gibt es seit kurzem extra einen Priester. Lourdhu selber ist sozusagen nur Mittelsmann. Er unterrichtet an einem Priesterseminar und auf Englisch (als Master) in verschiedenen englischsprachigen Schulen.
Die Situation der Christen ist unter der hinduistisch fundamentalistischen Hindu-Regierung von Narendra Modi nicht rosig. Sie werden laut Jourdhu verfolgt, da sie eine bedeutende Minderheit darstellen. Die Christen sind mit „nur“ 2,3 % der Inder die drittgrößte Minderheit, was aber immerhin in absoluten Zahlen 30 Millionen bedeutet!
Angela Madaus 24.5.2018