Der Festgottesdienst am 7.7.2018 fand bei strahlendem Sonnenschein im Festzelt statt. Alphornbläser (Herr Köhler und Herr Böttler) begrüßten die eingetroffenen Wanderer aus Mittelstadt und stimmten die Gemeinde auf das Fest ein. Der Gottesdienst selber wurde vom Kirchenchor begleitet.
In seiner Predigt erläuterte Pfarrer Dietmar Hermann, wie es auch Jesus passierte, dass er von seiner Umgebung abgelehnt wurde. Seine Familie und die Einwohner von Nazareth meinten, ihn zu kennen, hatten sich ein Bild von ihm gemacht, ihn festgelegt auf Schablonen („Ist das nicht der Zimmermannssohn?“), was ihn hinderte, in seiner Heimatstadt Wunder zu vollbringen. „In Nazareth starb die Beziehung von Jesus zu seiner Heimatstadt“, so Pfarrer Hermann. Vorurteile, Schubladendenken hindern auch heute viele Menschen an der Entfaltung ihrer Persönlichkeit, beschneiden das Wachstum und die Reifung einer Person. Mit dem andern kommen wir aber nie zu einem Ende. Begegnung ist immer Herausforderung, Abenteuer. Wenn wir jedoch der Veränderung Raum geben und offen bleiben, können Beziehungen entstehen und wachsen.
Für diese Offenheit steht auch das Walddorfhäslacher Gemeindezentrum. Es ist ein gastfreundliches Haus, dessen Türen allen offen stehen. Stellvertretend für vieles sei die ökumenisch getragene Flüchtlingshilfe „Mosaik“ genannt (seit 2015 existent). Bürgermeisterin Höflinger würdigte die Bedeutung des Zentrums als „Geschenk für den Ort“ und der Vertretungspfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, Dr. Burger, beschrieb den Geist des Hauses mit einem Satz Gustav Werners: Hier „wird Glaube zur Tat“, getreu dem Bibelwort: „Ich will dem Durstigen Wasser geben von der lebendigen Quelle – umsonst“. Die als Geschenk mitgebrachten Wasserkaraffen verwiesen symbolisch auf die eingegangene Verpflichtung. Die bürgerliche Gemeinde Walddorfhäslach sponserte als Unterstützung der Begegnungen 500 € und einige „Kartonagen“ Getränke.
Als Ausklang und Übergang zum Fest verwies der Vorsitzende des Ortsausschusses, Wolfgang Prause, anekdotisch auf eine lange Tradition der Flüchtlingshilfe in der Gemeinde: 1951 wurde nämlich zwischen der evangelischen Kirche Häslach und den katholischen Flüchtlingen in Mittelstadt ein Vertrag abgeschlossen, der ihnen die Benutzung der evangelischen Kirche für ihre Gottesdienste („nicht jedoch das Läuten der Kirchenglocken!“) gegen eine „Anerkennungsgebühr“ von 20 DM jährlich erlaubte.
Angela Madaus