Gewaltpräventionstrainer Marc Louia gibt Tipps für Kinder und Eltern
Anschaulich und mit vielen Beispielen referierte Gewaltpräventionstrainer Marc Louia zum Thema „Kindersicherheit und Selbstbehauptung.“ (Bild: Monika Toman)
Ein selbstbewusstes Auftreten und ein deutliches, lautes Nein sind die besten Schutzmechanismen, um nicht Opfer einer Gewalttat zu werden. Davon ist Marc Louia überzeugt. In seinem Vortrag zum Thema „Kindersicherheit und Selbstbehauptung“ im Augustin Bea-Haus gab der Gewaltpräventionstrainer aus Pfullingen nützliche Tipps, und das nicht nur für die Eltern von Kindern, sondern auch für die Eltern selbst. Eingeladen zu dem Elternabend mit Vortrag hatte das katholische Verwaltungszentrum als Träger von sechs Kindertageseinrichtungen in Reutlingen.
„Kinder haben natürliche Schutzinstinkte, die Eltern unterstützen sollten“, hob Louia hervor und nannte Beispiele, die dafür eher kontraproduktiv seien. Weder müsse ein Kind einem Fremden seinen Namen nennen, noch den ungeliebten Onkel umarmen. Auch die ständige Verknüpfung von Leistung und Belohnung oder die Verfälschung von Gefühlen unterstütze nicht das „Bauchgefühl“ der Kinder. Der Lehrer für Selbstverteidigung zeigte auf, wie potenzielle Täter versuchen, diesen Schutzinstinkt zu manipulieren und das unsichere Verhalten der Kinder auszunutzen. Um so wichtiger sei es, die Kinder im richtigen Verhalten zu stärken.
Den rund 80 Besuchern des Abends, Eltern und pädagogischen Fachkräften, gab der gebürtige Saarländer Einblicke in das Präventionstraining mit Kindergartenkindern und Vorschülern und zählte dessen Ziele auf. „Die Kinder sollen lernen, dass man gegenüber einem Fremden auch unhöflich sein darf, dass ein Fremder ihnen kein schlechtes Gewissen machen darf und dass man sich Hilfe holen soll, wenn man allein nicht mehr zurecht kommt“, war unter anderem auf den Vortragsfolien zu lesen. Vor allem aber müssten sie lernen, laut und deutlich „Nein“ zu sagen. Das gelte auch für Erwachsene. Louia machte dieses an den sogenannten vier Tätertests deutlich und erklärte die Verhaltensmuster, wie und wonach Täter ihre Opfer auswählten: „Wer sieht nach Opfer aus? Wie verhält es sich, wenn ich es anspreche? Wie verhält es sich, wenn ich näherkomme? Was passiert, wenn ich es anfasse?“ Je selbstbewusster man auftrete, um so schneller ist es möglich, die Opferrolle zu verlassen oder erst gar nicht in diese zu geraten. Dass Präventionsschulung keine einmalige Sache sein sollte, wurde an diesem Abend deutlich. Nach Ansicht von Marc Louia muss Prävention im Programm der Einrichtungen fest verankert werden und später in der Grundschule und auch in älteren Klassen fortgeführt werden. Das katholische Verwaltungszentrum hat das Thema „Sexuelle Gewalt und ihre Prävention“ in den Mittelpunkt des Kindergartenjahres 2018/2019 gerückt. Nach einer Fachtagung für das pädagogische Personal im Herbst und dem Elternabend mit Marc Louia sind weitere interne Weiterbildungsangebote für die Fachkräfte geplant. Zurzeit wird in den Einrichtungen zudem an der Ausarbeitung und Umsetzung eines Schutzkonzeptes gearbeitet. (mto)