Am 7.4.19 feierte der Krankenpflege-Förderverein in Reutlingen sein 100jähriges Bestehen mit einem Gottesdienst in der St. Wolfgangkirche.
Mehr als 66 Jahre haben Ordensschwestern aus Untermarchtal in Reutlingen gewirkt, die Pflege der Kranken und im 1924 geöffneten Kindergarten St. Rita die Erziehung der Kinder übernommen. Im März 1919 wurde der Elisabethenverein als Caritasverein gegründet – mit dem Ziel, kranke Gemeindemitglieder zu versorgen und eine Kleinkinderschule zu errichten. „Ein mutiger Schritt in einer schwierigen Zeit“, stellt Manfred Göttler heraus. Das langjährige aktive Mitglied hat die Geschichte des Vereins zusammengetragen: „Der Verein hat sich immer den neuen Bedürfnissen angepasst, er ist nie stehengeblieben.“ Auch 1955, als aus dem Caritasverein der Krankenpflege-Verein wurde. „Die Namenswahl macht deutlich, dass die Krankenpflege und die Kindergartenarbeit offen sein sollten, ohne konfessionelle Bindung“, schreibt Göttler in seiner Zusammenfassung. Auch dieses sei in einem protestantisch geprägten Umfeld ein mutiger Schritt gewesen. Das katholische Leben in der Stadt wurde vor allem durch die Ordenstracht der Schwestern präsent.
In den siebziger Jahren war die Arbeit von zwei Faktoren entscheidend geprägt: der Nachwuchsmangel bei den Ordensschwestern und die staatlichen Regelungen für ambulante Dienste. Die Personalkosten konnte der Verein nicht mehr bezahlen und deshalb übernahm die katholische Gesamtkirchengemeinde 1977 die Trägerschaft für die neu eingerichtete „Katholische Sozialstation“, die mittlerweile ihren Sitz in Orschel-Hagen hat, und die Kirchengemeinde St. Wolfgang den katholischen Kindergarten St. Rita. „Die Schwesternstation in Reutlingen wurde 1986 aufgelöst und Schwester Benediktina und auch Schwester Viola, die als letzte Ordensschwester den Kindergarten geleitet hat, wurden ins Mutterhaus zurückgerufen“, so Göttler. Der Krankenpflege-Verein passte sich den neuen Umständen an und änderte seine Satzung und wiederum seinen Namen.
Als Krankenpflege-Förderverein unterstützt er seit 1986 die Katholische Sozialstation mit einer jährlichen Spende von 6000 Euro. Damit wird ermöglicht, was in der Öffentlichkeit immer wieder eingeklagt wird: ein bisschen mehr Zeit für die Kranken. Ein Gespräch, ein nochmaliger Verbandswechsel, fünf Minuten mehr Verweilen am Krankenbett – Leistungen, die über die Pflegeversicherung nicht abgerechnet werden können. Wie so viele andere Vereine kämpft auch der Krankenpflegeförderverein mit einem Mitgliederschwund. Von 500 in guten Zeiten seien rund 200 übrig. Und neue Mitglieder zu finden sei schwer, so Göttler. Das habe vor allem auch wirtschaftliche Gründe. Die Zeiten im Pflegebereich hätten sich geändert, kein Mitglied könne damit rechnen, später einmal von den Mitarbeiterinnen der Katholischen Sozialstation gepflegt zu werden und in den Genuss der zeitlichen Zuwendungen zu kommen, wofür er über Jahre hinweg eingezahlt hat. Zwar sei die regionale Abgrenzung der Einsatzgebiete aufgehoben worden (die katholische Sozialstation war nur für Pflegebedürftige in Orschel-Hagen zuständig), dennoch müssten Fahrtzeiten und Fahrtstrecken im Pflegedienst berücksichtigt werden. Was dem Förderverein bleibt, ist der Appell an die Solidarität und an die ideelle Verbundenheit. Und deshalb steht die Werbeaktion für neue Mitglieder unter dem Motto: „Zeit für Zuwendung spenden“. (mto)