Industrie / Arbeit 4.0 und die katholische Soziallehre

 Auf Einladung des örtlichen Arbeitskreises Christen & SPD und der katholischen Kirchengemeinde Sankt Franziskus Pliezhausen referierte der Betriebsseelsorger und Diözesanpräses der KAB (katholische Arbeitnehmerbewegung), Matthias Schneider, über die Folgen, die sich  aufgrund der weltweiten Vernetzung der verschiedenen Wirtschaftssysteme (Cyber Physical System) für die Arbeitswelt ergeben. Noch gibt es Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten auf staatlicher und betrieblicher Ebene, die allerdings schleunigst genutzt werden sollten. Denn durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt infolge der weltweiten Vernetzung und dadurch auch Anonymisierung und durch die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette verschiebt sich zum Beispiel die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Betriebe und der Einzelne müssen darauf achten, dass sie nicht von den Medien, z. B. durch Internet und Smartphone beherrscht werden, sondern dass sie die Medien nutzen, sich aber auch ihnen entziehen.

In welcher Weise ändern sich nun die Bedingungen der Arbeit, was bedeutet Digitalisierung im Kapitalismus?

  • Arbeit ist zunehmend autonom und flexibel: Arbeitnehmer müssen sich zunehmend selber vermarkten (Fahrradkuriere, Auslieferungen z.B. bei Eismann: der Fahrer ist sein eigener Unternehmer mit allen Risiken; lückenlose Überwachung von Zustellungs-Fahrten, z.B. Hermeskuriere usw.)
  • Crowd-, Clickworking, Freelancer: Solo-Selbständigkeit z.B. in Cloud ausgeschrieben, Geschäfte über Plattformen: keine soziale Absicherung
  • Gesundheitliche Risiken durch Burn Out, Stress durch Selbstausbeutung
  • Verlagerung der Arbeit in indirekte Bereiche (Planung, Steuerung, Überwachung) und in Dienstleistungen
  • Neue Mensch-Maschine- Kombinationen in der Fertigung
  • Zunahme befristeter Arbeit, von Teilzei- und Leiharbeit – Zunahme prekärer Beschäftigung
  • Qualitätsanforderungen werden höher werden
  • Was ist die Antwort der katholischen Soziallehre?
  • Arbeit ist keine Ware, sondern ein Menschenrecht
  • Arbeit heißt Beteiligung (Aufgabe der Gewerkschaften, aber: die Weltbank ist der Meinung, Gewerkschaften seien überflüssig!)
  • Arbeit muss existenzsichernd sein (Weltbank: Löhne absenken!!!)
  • Soziale Sicherheit muss gewährleistet sein (Forderung der Weltbank: die Unternehmen sind aus ihrer sozialen Verantwortung zu entlassen!!!)
  • Arbeitsbeziehungen müssen verlässlich sein
  • Arbeitsbedingungen müssen human gestaltet werden
  • Bildung und Qualifizierung muss ermöglicht werdenAufgabe der Kirche:
  • Kirche sollte eine analoge Insel in der virtuellen Welt bilden“ mit niederschwelligen Angeboten für echte Kommunikation, mit Auffangstationen und sinnstiftenden Angeboten 
  • Angela Madaus                                                                  22.10.2019

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