Schlechtes Wetter und jetzt? – mussten wir unseren Kabarettnachmittag „auf der Wies“, leider, wie schon vorausgeahnt, in die St. Andreaskirche selbst verlegen. Angesichts deutlich kühler Temperaturen – auch die Heizung wurde noch eigens angeworfen – von im Mittel höchstens 7 °, stieß diese Maßnahme aber auf frohe Gemüter und tat dem ersehnt erwarteten Auftritt, der Mancher*m als einer von den „Dreien vom Dohlagässle“ bekannten Älblerin Dietlinde Elsässer, keinen Abbruch.
Eine eigens lang bemessene Pause war gedacht für Begegnungen zwischen geladenen ehrenamtlich Engagierten der SE Reutlingen-Nord und den durch Medienankündigungen anderweitig aufmerksam gewordenen, ehemals oder bislang noch gar nicht engagierten Besucher*innen der Veranstaltung. Allerdings konnte ein buntes Plaudern und ins Gespräch kommen im unbedenklich Freien, bei Freigetränken und Chips nur mehr unter dem – zum Glück – bedachten Halbrundgang vor der Kirche, stattfinden. Just zum Pausenbeginn, nämlich, schüttete es vom Himmel aus allen Kübeln, während, nicht lang vorab, zu Beginn der Veranstaltung sich die Sonne doch wenigstens für ein paar Minuten hoffnungsfroh hinter den Wolken zum Vorschein gewagt hatte.
Und sie wusste sehr gut zurecht zu kommen, unsere Kabarettistin, sie kannte sich aus, mit der konkret kirchlichen Umgebung, mit der sie konfrontiert war. Vorne am Altar, war die Dame, die vom Land kommt, in ihrer wissbegierig schlagfertigen Manier, ganz und gar nicht bedächtig. Eigentlich ziemlich flink, wusste sie das Ambiente für sich und ihre Zwecke, nämlich ihre erheiternd attraktiven Gedankengänge, recht frech und eigenwillig zu erobern. Nein, gefremdelt hat Frau Elsässer nicht.
Ihre interaktiven „Veräppelungen“ mit manch unfreiwillig `gutmütigem´ Opfer im Publikum, Pfarrer Hermann war nicht ausgeschlossen, brachten viel Kurzweil. Vom Pfarrer ließ sie sich sagen, dass die Frauen in unserer Seelsorgeeinheit durchaus Einiges zu sagen hätten. Er musste im Anschluss gleich noch sein Namensgedächtnis, was ihm bekanntlich überhaupt nicht schwer fällt, unter Beweis stellen. Ob er die in der Kirche, unter den über hundert Anwesenden, gemischten Ehrenamtlichen, ob er die anwesenden `vielen seiner engagierten Schäfchen´ – am Ende gar – „mit Nama“ kenne?, musste er sich fragen lassen. – Und er konnte!, wenngleich er sein Namensgedächtnis nur stichprobenhaft unter Beweis stellen musste.
Es gab – im Laufe des Nachmittags – auch humorvoll aufbereitete Erkenntnisse über die komplexen geographischen Gegebenheiten und Zugehörigkeiten der Seelsorgeeinheit, wie die von Walddorfhäslach, die ebenfalls Kirchengemeinderät*innen hervorbringen. Auch die Diasporasituation der Altenburger, wegen der sich ein Angesprochener – nach seiner Aufgabe gefragt – um eine bessere Wahrnehmung und Integration der katholischen Kirche in Altenburg bemüht, war – für Elsässer – sicher ein überraschend-ungewohntes Thema.
Viel Ernst lag neben den Lacheffekten, hinter den doch allgemein verständlich – in Honoratiorenschwäbisch gehaltenen – umfassenden Ausführungen zum Mensch und seinem eigenen Ich, dem – Desiderat diesem die Treue zu halten, durch immer wieder neues In-sich-gehen, um sich durch die gesellschaftlich üblichen Forderungen und Beschränkungen nicht zu sehr zu verbiegen.
Fast hätte man sich, am Ende dieses Nachmittags, gewünscht den oft – wahren – Gedanken, der sehr weisen Kabarettistin, noch an weiteren Sonntagen, Folge zu leisten, so sehr hat bereits ihre Persön-lichkeit die Kirche gut gefüllt und das Publikum in ihren Bann gezogen.
Am Ende haben wohl alle Besucher einen angenehm fröhlich-nachdenklichen Nachmittag mit nach Hause genommen.
Mechthild Betz, Ehrenamtskoordinatorin der SE Reutlingen-Nord