Ein Gott in drei Personen?

Ein junger Mann fragte Pfr. Dietmar Hermann: Warum ist das Christentum so kompliziert? Der Islam kennt nur einen Gott. Wir glauben an einen drei einigen Gott, an einen Gott in drei Personen.

Hier seine Antwort in der Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag am 4.6.23:

Die Kompliziertheit ist etwas Positives! Sie entstand dadurch, dass viele Menschen um die Wahrheit des Glaubens gerungen haben. Es gab Auseinandersetzungen mit verschiedenen Denkrichtungen. Ein Glaube, der sich in Auseinandersetzungen bewähren musste, ist mir zunächst glaubhafter! Und das Glaubensbekenntnis hat sich bewährt. Wenn ich ehrlich bin, es tut mir spürbar und nachvollziehbar gut, zu wissen, ich habe einen Glauben der sich 2000 Jahre bewährt hat.

Doch in einem weiteren Nachdenken fragte ich mich: Was ist es, das mich an der Dreifaltigkeit fasziniert? Zunächst ist es die Erkenntnis, die das zweite vatikanische Konzil noch weiter fasste, nämlich in der Erklärung der Religionen. Da heißt es in der ERKLÄRUNG – NOSTRA AETATE – ÜBER DAS VERHÄLTNIS DER KIRCHE ZU DEN NICHTCHRISTLICHEN RELIGIONEN: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.“ Jede Religion hat also einen Teil der Wahrheit Gottes erkannt. Und mir ist dabei wichtig: Ja es ist ein Teil, nur ein Teil.

Und wir Christen haben in unserer Religion noch eine Steigerung, die der Dreifaltigkeitssonntag beinhaltet. Als Christen bekennen wir es ist noch komplizierter: Gott können wir nicht fassen. Darum bekennen wir uns zu einem dreieinigen Gott!

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“. Mit dem Schöpfer Gott bekenne ich, dass ich oft Staunen muss. Die Schönheit der Natur, das Wunder des Lebens, vieles ist einfach schön und da!

Dies führt mich zur Haltung der Dankbarkeit. Wie die Psalmisten darf ich auch heute einfach staunen und sagen: Wie und warum es all dies gibt, weiß ich oft nicht, aber danke ich lebe in einer schönen Welt! Zu dieser gehört auch, was ich sehr schätze: Gott gab mir Freiheiten. Ich darf und muss mich entfalten. Ich darf die Talente die in mir stecken immer wieder neu entdecken und zur Entfaltung bringen. Das christliche Menschenbild ist für mich ein ganz großes Geschenk. Wir haben Würde vor und zueinander, weil in uns Gottes Idee ist. Jede und jeder von uns darf anders sein. Wie geht es ihnen, ist dies für Sie auch ein besonderer Aspekt: die Dankbarkeit für das was der Schöpfer Gott ihnen geschenkt hat?

Wenn es so ist, können Sie dann nachher als Glaubensbekenntnis das Lied Vergiss es nie, eines meiner Lieblingslieder mit voller Kraft mitsingen: Vergiss es nie: Dass du lebst, war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie: Dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest, sein Geschenk an dich.

„Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn.“

Die zweite göttliche Person die wir heute am Dreieinigkeitssonntag verehren ist Jesus Christus Gottes Sohn. Er ist ein Vorbild, er brachte Gottes Weisung ganz menschlich unter uns. Er musste auch schwere Erfahrungen machen und durch leben. Wir haben seine Solidarität im Leiden, im Kreuz und im Wissen: dies wird überwunden in der Auferstehung! Wir feierten an diesem Samstag Gottesdienst mit Krankensalbung. Wir nehmen wahr, es gibt nicht nur die Sonnenseiten im Leben sondern auch Schwäche, Krankheit und Leid. Wir haben aber die biblische Zusage: Jesus war der Heilende. Im Gebet in den Sakramenten geschieht auch heute Heil. Wenn ich sage auch heute, so regt sich vielleicht der Widerstand das Wirken Jesu ist 2000 Jahre her. Darum ist es umso faszinierender, dass wir letzten Sonntag Pfingsten feiern konnten, und die dritte göttliche Person haben, den Heiligen Geist.

„Ich glaube an den Heiligen Geist“

Eine Kraft zunächst unvorstellbar aber oft erfahrbar. Im seelsorgerlichen Gespräch ist sie oft greifbar, wenn Menschen erzählen wie sich manches zum Guten gewandelt hat, das rein menschlich so nicht vorstellbar war. In den USA boomen die Pfingstkirchen. Vielleicht haben sie uns voraus, dass sie offener über Glaubens Erfahrungen sprechen, wenn sie auch für mich manchmal zu unreflektiert wirken. Aber ohne das Vertrauen und Wissen und Erfahren, Gott wirkt auch hier und heute, wäre mein Glaube arm. Gerne bin ich Spurensucher Gottes und freue mich dankbar diese Gottes Spuren immer wieder erleben zu dürfen.

Jetzt sind sie gefordert. Was bedeutet das Kreuzzeichen, das Beginnen jedes Gebetes oder Gottesdienstes „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ Ihnen? Ich habe gerade meine Erfahrungen dargelegt. Ich lade Sie ein, im Gespräch in der Familie oder mit Freunden auch für sich die dynamische Kraft Gottes durch zu buchstabieren.

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