Die Gesellschaft verändert sich. Die Kirche verändert sich. Die Kirche ist heutzutage eine von vielen Angeboten der Sinn Stiftung und Freizeitgestaltung. Skandale prägen die mediale Präsenz mehr als wohlwollende Berichte. In relevanten Fragen wird die Kirche nicht mehr automatisch gefragt, sondern ihre Position eher hinterfragt. Es gibt weniger Personal, weniger Geld, weniger Engagierte.
Mit dieser Realität setzten sich die Kirchengemeinderäte auf ihrem Klausurwochenende am 15. und 16. September 2023 im Tagungshaus Liebfrauenhöhe in Ergenzingen auseinander.
Der Freitagabend galt dem „Lassen“: Was müssen wir annehmen, wie es ist und loslassen? Wo können wir proaktiv loslassen und Ressourcen frei machen? Wo versuchen wir Lösungen? In der Bibel finden wir Beter und Propheten, die klagen. Es ist eine gute kirchliche Haltung, das Klagen zu zulassen und das, was wir nicht ändern können, Gott zu übergeben. So wurde am Freitagabend eine Klagewand errichtet, wo man all das loswerden konnte, was einen in der heutigen Zeit traurig macht. Und es gab vieles: vom weniger werdenden Engagement und der Anspannung durch zu viel Forderungen in Beruf und Familie bis hinein ins Versagen manches Bischofs in der Kirchen Leitung, oder das dort nicht Wahrnehmen der Nöte ausgegrenzter Gruppen oder fehlender Ressourcen.
In einem spirituellen Tagesabschluss – mit einem Ritual zum Loslassen und Trauern – wurde der Tag inhaltlich beendet.
Anschließend in der Trinkstube hatte man sich auch noch viel zu sagen.
Am Samstag beschäftigen wir uns damit, dass in den Kirchengemeinden und in der Seelsorge der einzelne Mensch – sein Leben und sein Glauben – im Mittelpunkt stehen muss. „Was willst du, dass ich dir tue?“ fragt Jesus. Und so fragten die Kirchengemeinderäte sich zuerst in einer Einzel Besinnung: Welche Bedürfnisse habe ich? Was hätte ich gerne von der Kirche? In einem zweiten Schritt im Gruppengespräch beschäftigen sie sich damit: Was wissen wir von den Menschen in unserem Lebens Umfeld? Was brauchen diese, dass es ihnen gut geht?
Die Bedürfnisse ließen sich zusammenfassen in drei Schwerpunkte: Spiritualität, Beziehung und Offenheit für Neues.
Um sich nicht gleich wieder durch Fakten einschränken zu lassen, wurden Schritte dafür überlegt für eine Pfarrei St. Utopia. Wir spürten, wie es Freude macht, was sich alles entfalten kann!
Der Nachmittag führte wieder zurück in die Realität und es wurden Kriterien des „Lassens“, Kriterien des „Ausprobierens“ und des „Weiterführens“ erarbeitet. Gerade mit dem Lassen tun wir uns als Gremien noch schwer. Aber nur durch das Lassen kann Neues entstehen, vor allem auch angesichts der weniger werdenden Ressourcen.
Den Abschluss bildeten dann konkrete Vorsätze: Wir wollen z.B. bewusst auf junge Familien zu gehen mit einem Segen für Neugeborene. Oder durch eine Begrüßung vor der Kirche und/oder der Verabschiedung die Begegnung der Gottesdienst Gemeinde verstärken. Die Haltung „weil es schon immer so war“ wollen wir bewusst verabschieden um Platz für neue Angebote zu haben. So wollen wir auch die Gottesdienstordnung reflektieren, was ist gut angenommen, oder was kann gelassen werden. Kreative Neuerungen wie den „Zeit für mich, Zeit für Gott-Gottesdienst“ wollen wir weiterführen. Das Klausur Wochenende war in guter Atmosphäre. Alle hatten konstruktive Freude miteinander und es gibt noch manches, was in den Sitzungen weitergearbeitet werden wird. Dankbar waren wir auch den Moderatorinnen Schwester Leonie und Frau Abele-Merz für die gute Begleitung.