Christlich-muslimischer Dialog in Pliezhausen

25 mal wird Jesus im Koran erwähnt, 34 mal Maria / Maryam , und ihr gilt sogar eine ganze Sure, die Sure 19.

Beiden kommt eine herausragende Bedeutung zu, und es zeigen sich erstaunlich viele Verbindungen zwischen Christentum und Islam, vor allem in Bezug auf Maria, wie der muslimische Theologe Hossam Ouf beim Themenabend am 25. Oktober deutlich machte. In beiden Religionen ist die Geburt Jesu ein Wunder, verkündet vom Engel Gabriel. Maria ist die Frau, die Gott erwählt hat und sie ist daher wie Jesus ohne Sünde. So heißt es in einem Hadith, einer Aussage des Propheten Mohammed, wörtlich: „der Satan berührte sie nicht“. Beide Religionen schildern Maria, wie die zweite Referentin, Angela Madaus, ausführte, als ein Modell weiblicher Frömmigkeit und vorbildlicher Mutterschaft, und sie steht in beiden Religionen in einer prophetischen Tradition. Für die Christen ist Maria die zentrale Gestalt neben Jesus und als solche nicht austauschbar, da sie in allen heilsgeschichtlichen Ereignissen an seiner Seite steht. Der Koran wiederum sieht Maria als eine der vier besten Frauen, die jemals gelebt haben, und alle vier erlangen die höchste Stufe des Paradieses.

Der wichtigste Unterschied ist vermutlich, dass Jesus aus muslimischer Sicht zwar ein „Gesandter“, also wie Mohammed ein Prophet ist, nicht aber Gottes Sohn, denn Allah ist „ein einziger“, und Gott hat keinen Sohn.

Aber, – und das wiederum ist interessant und kaum bekannt, Jesus erhielt nach islamischer Überzeugung eine eigene Offenbarungsschrift, die aber nicht mit den vier Evangelien identisch ist. Der Koran ist somit nicht auf Abgrenzung aus, wie Herr Ouf in aller Deutlichkeit betonte, sondern stehe im Glaubensdialog mit dem Christentum. Beide, der Koran und Jesus, werden „Wort Gottes“ genannt. So gesehen könnte man – trotz der Verschiedenheit dieser beiden monotheistischen Religionen – die Person Jesu, den „Sohn Marias“ (Koran), und seine Mutter Maria als Bindeglied für Christen und Muslime ansehen.

Stimmungsvoll eingerahmt wurde der Themenabend durch die musikalischen Darbietungen von Simon Madaus, dessen Liedauswahl  („Let it be“ von den Beatles, „Over the Jordan“ von Jonny Cash, und „Was du Seele nennst“, eigene Komposition) die Thematik des Abends aufgenommen und offensichtlich gut interpretiert hat, dem Applaus zufolge!

Angela Madaus

Veröffentlicht am

in