Ermutigung zum Engagement

In seiner Predigt am ersten Advent zeigte Pfr. Dietmar Hermann auf, wie sehr der Advent in unruhigen Zeiten umso mehr ermutigt. Hier der Text:

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
Kommt Ihnen dieser Text bekannt vor? Wir haben ihn vor zwei Wochen in der Fassung des Evangelisten Markus gehört. Wieder hören wir von ungebändigten Naturgewalten, von Zeichen am Himmel und von der Angst der Menschen. Und ich könnte ihn ganz schnell mit Nachrichten unseres Jahres 2024 füllen.

Doch hier und jetzt möchte ich stärker in den Mittelpunkt stellen, welche Mut machende, Angst nehmende Kraft in diesem Text steckt. Aus Krisen kann Heilsames entstehen! In Rissen wächst manchmal ein neues Pflänzchen! Die Adventszeit ist eine Zeit des Beobachtens, des Wartens auf die Ankunft des Messias, des Retters. Sie ist also eine Zeit, die bewusst auf Krisen schauen muss und diese auch beim Namen benennt. Nicht grundlos hören wir in den Schrift Lesungen mahnende Propheten und jetzt heute am ersten Advent diese apokalyptische Rede, die Naturkatastrophen und die vom Menschen verursachten Katastrophen in den Blick nimmt. Nach der Beschreibung der Krisen kommt die Anleitung, wie damit umzugehen ist: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ Ist es nicht die Botschaft für jeden einzelnen hier jetzt in der Adventszeit?

Richtet euch auf und erhebt euer Haupt! Dieser Satz macht Mut. Dieser Satz ist von großen Vertrauen getragen. Dieser Satz nimmt die Weihnachtsbotschaft voraus: Der Retter, der Messias, kommt in die Welt! Jede Krise ist eine Zeit der Klärung. Dies bedeutet das griechische Wort „krisis“ wörtlich übersetzt: ‚Meinung‘, ‚Beurteilung‘, ‚Entscheidung ‘‚ Zuspitzung‘. In jeder Krise gilt das adventliche Rezept des Umgangs damit: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt! Wenn wir unseren Glauben ernst nehmen, dann sind Krisen sogar gut, denn sie helfen weiter und führen zur Klärung: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt!

Jede und jeder kann jetzt mit diesen Worten sich Gedanken zu seinen eigenen Krisen machen. Wir kennen es aus unserem Körper: Eine heftige Entzündung fördert Heilung. Doch, dass dies funktioniert müssen wir die Zeit der Krankheit und des sich Schonens durchmachen. Wir kennen es aus der Natur: Wenn ein Baum geschnitten wird, wächst er umso mehr und bringt größere Früchte. Wir kennen es aus der Gruppendynamik: Es ist besser, dass heftig gestritten wird, als wenn unausgesprochen Dinge stets im Untergrund wirken.

Unsere Kirche und unsere Kirchengemeinden sind auch in einer Krise: Die Zahl der Gläubigen nimmt stark ab, die Zahl der hauptberuflichen Seelsorgerinnen und Pfarrer verringert sich drastisch, weil die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen, und wie in vielen Berufen, bei den jüngeren zu wenig Kinder auf den Arbeitsmarkt kommen. Gemeinderäume stehen teils leer. Ein „weiter so“ ist nicht möglich, nicht finanzierbar und auch nicht sinnvoll. Auch diese Realität müssen wir adventlich anschauen.

Auch hier gilt: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt! Würde einer der Propheten heute reden, würde er wohl sagen: Nehmt diese Krise wahr! Wenn ihr zu wenig seid, dann sucht Verbündete, vernetzt euch! Wenn etwas sich nicht mehr trägt und es keiner mehr will, lasst es sein! Achtet auf die kleinen Pflänzchen in den Rissen am Wegesrand! Auch außerhalb eurer Kirche – ökumenisch oder im Sozialraum – sind Menschen, die Nächstenliebe leben! Schließt euch mit diesen zusammen! So ähnlich würde wohl ein Prophet heute reden. Und diese Sätze sind ganz im Sinne des heutigen Evangeliums: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt.

Es kommt am 30. März nächstes Jahr die Kirchengemeinderatswahl. Die Krisen, die der neue Kirchengemeinderat zu bewältigen hat, sind schon beschrieben, man konnte sie im Herbst Kreuz und Quer nachlesen:

Pastorale Veränderungen: Wir verändern uns: Viele Menschen wollen nicht länger Teil der Kirche sein und weniger Menschen möchten für die Kirche arbeiten. Dadurch entstehen Lücken, besonders menschlich und personell, aber auch finanziell. Dennoch wollen wir in der heutigen Zeit und unter aktuellen Bedingungen für Menschen da sein. Dafür heißt es entscheiden, welche Schwerpunkte und Prioritäten wir als Kirchengemeinde setzen, wofür und für wen wir als Gemeinde da sind, wofür sich in Zukunft Ehrenamtliche und hauptamtliches Personal engagieren, wofür wir die sinkenden Einnahmen ausgeben.

Räume für eine Kirche der Zukunft: Wir wollen als schöpfungsfreundliche Kirche unsere Gebäude klimaneutral gestalten. Dafür heißt es entscheiden, wo sich eine Sanierung lohnt, weil das Gebäude pastoral ausgelastet ist oder kreative Ideen für die weitere Nutzung bestehen. Wo wir gemeinsam mit anderen ein für uns wichtiges Gebäude nutzen können. Wo wir uns von Gebäuden trennen und einer guten neuen Nutzung zuführen können.

Veränderungen im Bereich der Verwaltung: Komplexer werdende Verwaltungsabläufe beschäftigen viele Kirchengemeinden. Bewusst fühlen wir uns der korrekten Verwendung der Kirchensteuermittel und Spenden verpflichtet. Weiterhin gilt: Pastoral wird ermöglicht durch eine kompetente Verwaltung. Dafür heißt es entscheiden, welche Verwaltungsaufgaben wo gut erledigt werden können, wo der Zusammenschluss mit anderen Sinn und Arbeitserleichterung ergibt.

An uns liegt es jetzt Männer und Frauen zu finden, die dies anpacken wollen, die sich nicht ängstigen und klein machen lassen von den Krisen und Katastrophen, die wir sehr wohl auch innerkirchlich haben, sondern die mutig gestalten wollen. Männer und Frauen die gerne die Zukunft in die Hand nehmen, vernetzen, gestalten und Platz für Neues bieten. Gerade hier in St Andreas soll das neue Gemeindehaus ein Ort werden, der mit Leben gefüllt ist und die Freude des Glaubens ausstrahlt. Aber auch in St. Franziskus müssen wir neues Leben in die Gemeinderäume bringen, so dass sie erhaltbar bleiben.

Kirchengemeinderäte bringen ihre Lebenserfahrung ein. Es sind verschiedene Sichtweisen gefragt: Die Sicht der Jugend, aber auch die Sicht auf die Bedürfnisse der Senioren. Die Freude an Spiritualität, aber auch Menschen die sich für Verwaltung und Bau begeistern. Sind Sie jemand, der hier gestalten kann? Dann kandidieren Sie für die Wahl! Kennen Sie jemanden, der das Gremium bereichern könnte? Dann sprechen Sie ihn an. Der Wahlausschuss und der Kirchengemeinderat freuen sich auf neue Gesichter! Amen.

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