Jedes Jahr im Februar laden die beiden Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit Reutlingen-Nord die ehrenamtlichen Helfer als Dank für ihre uneigennützige Hilfe in vielerlei Projekten und Aktionen zu einem Essen ein, in Sankt Andreas auf den 8. Februar, in Sankt Franziskus auf den 14. Februar. In Sankt Andreas nahmen 110 Eingeladene teil, in Sankt Franziskus 80.
Ohne das Ehrenamt wären viele Angebote und Aufgaben, – vom Ministrantendienst über Erstkommunion- und Firmvorbereitung, Seniorenarbeit, Besuchsdienste und Kirchenchor bis zur liturgischen Mitarbeit im und für den Gottesdienst, – schlechterdings nicht möglich, aber, was noch viel bedeutsamer ist: Erst das ehrenamtliche Engagement gibt der Institution Gemeinde ein Gesicht; die Persönlichkeit und die Kompetenzen aller Aktiven bereichern und prägen die sichtbare Gemeinde vor Ort.
Deshalb ist es nur recht und billig, dass die Kirchengemeinde die Ehrenamtlichen einmal im Jahr zum Essen einlädt und ihnen dadurch Wertschätzung zuteil werden lässt.
Gleichzeitig ist dieser Abend aber auch eine Gelegenheit, sich auf humorvolle Weise mit den Schwierigkeiten, vor denen Ehrenamt heutzutage steht, auseinanderzusetzen. In einem kleinen Rollenspiel sah das z.B. so aus:
Kind 1 (dargestellt von der Ehrenamtskoordinatorin Mechthild Betz) erzählt von Mamas Aktivitäten und deren Auswirkungen: Mama ist im Kirchenchor, im Frauenbund, im Mütterkreis etc. Sie kocht vor, das Kind isst alleine, geht dann ins Bett. Kind 2 (dargestellt von Veronika Tilinè-Vitèz) erzählt von Papa, der non stop im Rahmen von „Kirche unterwegs“ auf Achse ist. Wenn er spät nach Hause kommt, kann er nicht mehr mit seinem Kind spielen, denn dieses schläft bereits. Wo bleibt also das Familienleben?
In einem weiteren Spiel – ebenfalls mit ernstem Hintergrund – wurde das Thema der leeren Kirchen angesprochen und auf „Abhilfe“ gesonnen: Kirche könnte vielleicht in Zukunft „Messezentrum“ heißen, Ministrantinnen im Mini locken junge Männer herbei, ein Video-Clip während der Wandlung fesselt die Zuschauer, der Predigtstil passt sich der aktuellen Sprache an , – und plötzlich haben wir einen Kirchenbesuch von 80 % ! Die Kehrseite der Medaille: Die 20 %, die dem Gottesdienst fern bleiben, das sind die Kirchenbesucher, die vorher zum Gottesdienst kamen, jetzt aber zu Hause bleiben.
Angela Madaus (15.2.2020)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Sankt Franziskus