Seine vielfältigen Klimazonen beherbergen etwa 65.000 Tierarten, weisen 12.00 Arten von Blütenpflanzen auf, und es ist das einzige Land der Welt, in dem sowohl Löwen als auch Tiger leben.
Seine Geschichte gehört zu den ältesten der Welt. Die Zivilisation des Landes reicht bis 6000 v.Chr. zurück. Jeder Staat hat seine eigene kulturelle Ausprägung und Sprache.
Indien ist die Heimat zweier Weltreligionen (Hinduismus und Buddhismus), ist mit 15 % der Muslime das zweitgrößte muslimische Land. Mit einem Anteil von 2,3 % der Bevölkerung sind die Christen auf Platz 3.
Pfarrvikar Franklin Pottananickal nahm in einem anschaulichen Bilder-Vortrag am 4.11. in Sankt Andreas sein Publikum mit auf eine Reise nach Indien und speziell in sein Heimatland Kerala im Süden Indiens. Er erläuterte, dass der heutige Bundesstaat Kerala bereits 52 n.Chr. vom heiligen Thomas christianisiert wurde. Thomas gründete dort 7 Christengemeinden und erlitt in Chennai den Märtyrertod. Der Ort ist heute ein Wallfahrtsort. Die zweite Phase der Christianisierung erfolgte dann im 16. Jhdt. durch Franz Xaver.
In Kerala leben die Menschen im Unterschied zu anderen Bundesstaaten relativ konfliktfrei zusammen, was umso bemerkenswerter ist, als in einigen Bundesstaaten vor allem im Norden gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen an der Tagesordnung sind. Ein Grund für diesen sozialen Frieden liegt in der Besonderheit der Missionierung. Diese erfolgte nämlich als Inkulturation und damit als gegenseitige Befruchtung unterschiedlicher Kulturen, welche möglich war aufgrund der Sensibilität und Offenheit der europäischen Missionare gegenüber den Menschen, mit denen sie in Indien zusammenkamen. Die Konsequenz: die Bekehrten wurden ihrer Kultur nicht entfremdet, sondern die vorgefundene Kultur wurde wertgeschätzt, und so konnte die traditionelle kulturelle Vielfalt bruchlos weitergepflegt werden. Thomaschristen sind daher heute, kulturell gesehen, Hindus, in religiöser Hinsicht jedoch Christen, und sie leben ihre Religion auch in unterschiedlichen liturgischen Formen. Es gibt nämlich laut Franklin 24 verschiedene christliche Riten, einer davon ist der lateinische, alle anderen sind orientalische Kirchen.
Einige konkrete Beispiele können diese geglückte kulturelle Symbiose veranschaulichen:
Anfangs sahen die christlichen Kirchen bautechnisch aus wie Hindu-Tempel, der einzige Unterschied: statt des Hindusymbols ein Kreuz. Der übliche Badeplatz vor dem Tempel, der für die religiöse Reinigung bestimmt war, wurde umfunktioniert und für die Taufzeremonie genutzt. Traditionelle Hausaltäre der Hindu-Religion wurden weiter aufgestellt, ihr Inventar aber war christlich, genauso wie die traditionelle Halskette einer verheirateten Inderin dahingehend verändert wurde, dass das goldgefasste hinduistische „Ohm“-Symbol, Sinnbild für das göttliche Prinzip, durch das christliche Kreuzsymbol ersetzt wurde. Man muss schon sehr genau hinschauen, um in den Schmuckstücken den signifikanten Unterschied zu entdecken! Andere kulturelle Besonderheiten Indiens, wie seine traditionellen Tänze oder die altindische integrale und spirituelle Yoga-Praxis haben ihre ursprüngliche religiöse Komponente bewahrt, was uns Europäern oft nicht bewusst ist.
Am Ende des Vortrags warb Franklin noch für ein Projekt in Mumbai, das er aus Verbundenheit mit der dortigen Kirche unterstützt. Mit Hilfe dieses Projekts wird den Straßenkindern vor Ort geholfen. Es darf gerne geholfen werden!
Angela Madaus