Am 02.Dezember 2017 sind 40 Jahre vergangen, seit die vietnamesische katholische Gemeinde der Diözese Rottenburg-Stuttgart gegründet wurde. Es ist eine kurze – aber auch eine lange Zeit. Ein großer Teil der Gemeindemitglieder wurde damals aufgrund der Flucht vor den Kriegswirren in Vietnam durch das von Rupert Neudeck gecharterte Schiff Cap Anamur aus dem Chinesischen Meer gerettet.
Zur Feier des Tages hatten die Gemeindemitglieder die Eingangstür sowie den Kirchenraum geschmückt. Es hatte sich hoher Besuch angesagt: Herr Bischof Dr. Gebhard Fürst aus Rottenburg. Die Kirche war voll besetzt, auf der Empore waren die Mitglieder des vietnamesischen Chores bereit, den Gottesdienst feierlich mitzugestalten. Es kamen Gäste aus sieben Teilgemeinden, Stuttgart, Schorndorf, Künzelsau, Spaichingen-Tuttlingen, Heidenheim, Ravensburg und Reutlingen.
Feierlich zogen die Ministranten, der Bischof sowie deutsche und vietnamesische Geistliche unter den Klängen der traditionellen Trommel in die Kirche ein. Der Chor begann mit „Bài Ca Ngàn Trùng“ die Feier. Herr Pfarrer Dietmar Hermann begrüßte die Gemeinde, die aus Nah und Fern angereist war. „Sie sind ein fester Bestandteil unserer Gemeinde, es ist eine gelungene Integration, wir erleben gemeinsame Freude, wir sind eine Welt, wir feiern miteinander Abendmahl. Wir haben noch ein weiteres Fest zu vermelden: Herr Bischof Dr. Gebhard Fürst feiert heute seinen 69. Geburtstag. Wir überbringen ihm zu seinem Festtag einen kleinen Geschenkkorb.“
Neben dem Altar war die vietnamesische Marienstatue aufgebaut, sie wurde durch Bischof Fürst feierlich gesegnet. Diese wurde nun auf den Schultern von vier jungen Männern getragen. Sie war der wichtigste Bestandteil der nun folgenden feierlichen Prozession, die aufgrund der Witterung innerhalb der Kirche stattfand. Dazu wurden vom Chor Lieder gesungen.
Der Festgottesdienst begann mit dem gemeinsamen Lied „Lobe den Herren“, es folgte die Einführung durch Pfarrer Stephan Bùi, danach das Kyrie in vietnamesischer Sprache.
Tagesgebet: Gott, unser Vater, du Ursprung alles Guten, was wir sind und haben, kommt von dir. Lehre uns, die Wohltaten deiner Güte zu sehen und gib, dass wir dich mit aufrichtigem Herzen und mit allen unseren Kräften lieben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“
Im 5. Buch Mose 6, die Verse 1 bis 9, waren die erste Lesung, darauf folgt der Antwortpsalm Nr. 103, Lobt den Herrn. Zur zweiten Lesung wurde der Brief des Apostels Paulus an die Philipper aufgeschlagen (Philliper 4, Verse 4 bis 9). Das Evangelium steht in Matthäus 5, Verse 1 bis 12. Es erklang das Halleluja de Taize.
Herr Bischof Dr. Gebhard Fürst spricht in seiner Predigt über die Seligpreisung, sie beginne immer mit dem kleinen Wort „selig…“. Es ist ein Glück für euch, auch ein Glückwunsch für 40 Jahre vietnamesische hier in Reutlingen, Glück und Segen für euch, die ihr arm seid und verfolgt wurdet, es soll keine Gewalt angewendet werden und dafür Frieden stiften. Er erzählte, dass er zwei Wochen in Vietnam war, er habe zu elf Diözesen eine enge Beziehung, er durfte erleben, wie es den Katholiken geht. Manchmal gebe es noch Unterdrückung. In den 70er Jahren mussten viele fliehen. Die Boatpeople blicken zurück mit Dankbarkeit durch die Hilfe der Cap Anamur und dass sie trotz großer Not hier eine neue Heimat gefunden haben. Sie blicken aber auch zurück, gedenken im Gebet der Heimat, der Verwandten, an die Folgen des Vietnamkrieges. Wir empfinden sie als Bereicherung und um ihr Bemühen um Gottes Gerechtigkeit. Heute ist der erste Advent, Gott kommt in unsere Welt, wo Gewalt, Hunger, Unterdrückung herrscht. Er kommt mit seinem Trost, er wird einer von uns, der unsere Sehnsüchte teilt. Er bringt die Botschaft der Liebe. Im nächsten Jahr wird Herr Pfarrer Bùi in Rente gehen, er wird einen würdigen Nachfolger haben. Selig seid ihr, Glück und Segen für euch.
Nach dem Applaus der Gemeinde wird die Übersetzung der Predigt vorgelesen.
Sehr schön zur Gabenbereitung war der liturgische Tanz der Kinder-Jugend-Gruppe St. Thomas Thiện-Reutlingen. Es folgte die Übergabe von Gaben aus der Heimat, das Boot, die Früchte, die Blumen.
Die Kommunion wurde vom Chor begleitet. Nach dem Schlussgebet folgte der Segen und gemeinsam wurde das Lied „Großer Gott wir loben dich“ in deutscher und vietnamesischer Sprache gesungen.
Es wurde darum gebeten, noch einmal Platz zu nehmen. Die Kinder hatten sich aufgestellt, um dem Bischof ein Geburtstagsständen vorzutragen und ihm ein Geschenk zu überreichen. Der Text der beiden Lieder war auf einem großen Plakat aufgeschrieben. Es war eine große Überraschung, die Gemeinde applaudierte begeistert.
Es folgten die Grußworte. Herr Professor Dr. Freiherr von Stetten war sehr gerne gekommen. Bei Künzelsau waren sehr viele untergekommen, auch bei ihm im Schloss wohnten einige. Er hatte zur Erinnerung ein Bild von Schloss Stetten mitgebracht.
Herr Dekan Friedl sprach ein Grußwort
und von der Stadt Reutlingen Herr Bürgermeister Hahn.
Weitere vietnamesische Landsleute, einer war von Bremen angereist, sprachen Grußworte. Ein Danke ging an die Malteser, die die Leute unterstützten, an Herrn Dekan Kappler, der aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, der aber den „Boatpeoples“ für ihre Gottesdienste und Familienfeiern die Kirche und den Gemeindesaal zur Verfügung stellte sowie den vielen Helferinnen und Helfern, die die Ankunft und das Leben hier für die Menschen erträglich machten. Frau Nguyen berichtete von der schwierigen Anfangszeit. Sie sagte herzlich danke an alle im Namen der vietnamesischen Gemeinde. Diese hatte Kerzen als Danke für diese hilfsbereiten Menschen vorbereitet und übergeben.Ein Chorlied, das vom Dirigenten komponiert und getextet wurde, das wunderschön klang, beendete die Feier in der Kirche.
Eingeladen wurde die Gemeinde zu einem Sektempfang vor der Kirche. In Anbetracht der doch sehr winterlichen Temperaturen zog man sich rasch in den Gemeindesaal zurück. Die Tische und der Raum waren wunderbar geschmückt, es duftete nach gutem Essen, Spanferkel, gebratene Hähnchenteile, Gemüse, Salate, Reis und Spätzle. Es war alles sehr schön hergerichtet, es schmeckte vorzüglich. Daran anschließend gab es die unterschiedlichsten Kuchen. Es gab für jeden etwas. Ein herzliches Dankeschön an alle, die das Fest vorbereitet haben, die gekocht und gebacken haben, die Helferinnen und Helfer in der Küche, im Saal, draußen am Grill und, und, und …. Es war schön.
Um 17:00 Uhr traf man sich noch einmal in der Kirche zur eucharistischen Anbetung.
Gerda Koppi, Reutlingen-Rommelsbach