„Wirkt mit Furcht und Zittern euer Heil! Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt zu seinem Wohlgefallen.“ (Philipper 2, 12 + 13)
Pastor Ziegler von der evangelisch methodistischen Kirche versuchte am ersten Bibelabend am 29.1.2019 in Sankt Gebhard, Mittelstadt, diese beiden Sätze, die zunächst sperrig und nicht unbedingt tröstlich klingen, ja sogar in einem Gegensatz zueinander zu stehen scheinen, in einen Zusammenhang zu bringen, indem er betonte, dass der zweite Satz die Begründung („denn“!) für den ersten liefert.
Man könnte dann den Konflikt in einer „Art höherer Paradoxie“ auflösen und sagen: Weil Gott alles wirkt, habt ihr alles zu tun. Das ist aber nicht unbedingt befriedigender, denn die Furcht und das Zittern vor Gott bleiben, was in letzter Konsequenz zu einer Selbstüberforderung führen kann. Vor einer näheren Betrachtung dieser Textstelle gilt es jedoch zunächst, die jeweilige konfessionelle Brille abzusetzen, da sie den Kontrast noch verschärft und zu einem religionspolitisch bereits ausgetragenen Antagonismus führt: Glaube – ein Geschenk oder durch Werke erarbeitet, Gnade oder Werkgerechtigkeit? Es geht um beides, so Pastor Ziegler. – Gut, aber was ist wichtiger?
Eine erste Lösung besteht in der Einordnung der beiden Sätze: In den vorausgehenden Versen 5-10 zeigt sich nämlich ein Gottesbegriff, der in krassem Gegensatz zur angsteinflößenden Vorstellung von Gott steht, denn hier wird betont, dass sich Gott erniedrigt hat, Mensch wurde und für uns den Tod auf sich genommen hat. Zum anderen geht es in 12/13 nicht um Verzweiflung und Sündenangst, sondern um unser Heil; es geht dadurch letztlich um unsere Gottesbegegnung und damit um eine bestimmte Haltung, die wir vor Gott einnehmen, die man vielleicht besser mit Ehrfurcht beschreibt. Wir können jedoch durchaus Furcht empfinden, denn die Gottesbegegnung ist etwas Existenzielles, sie geht uns im Innersten an. Wir werden aber nicht überfordert, denn die Kraft kommt von der anderen Seite, von Gott her. Gott bewirkt in uns das Wollen und Vollbringen. Und so können wir getrost unser Werk angehen.
Angela Madaus