Das Teehaus – eine neue Erfahrung

Nachdem immer mehr Menschen aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens Zuflucht in Deutschland suchten, wurde von der Stadt Reutlingen ein Heim für die sogenannte Anschluss­unterbringung in Mittelstadt geplant und gebaut. Schon sehr früh informierte uns die Integrati­onsbeauftrage der Stadt Reutlingen – Frau Bächtiger – in der St. Gebhards Kirche über dieses Vorhaben.

Die 3 christlichen Kirchen im Ort sahen es als ihre Verpflichtung an, sich dieser Her­ausforderung anzunehmen. Ca. 50 Personen folgten dem Aufruf und gründeten mit Unterstüt­zung von Frau Bächtiger den Freundeskreis Mittelstadt. Dem Treff in der Kath. St. Gebhards Kirche gaben sie den Namen Teehaus. Es wurde vereinbart, sich wöchentlich am Mittwoch für 2 Stunden bei Tee, Kaffee und Gebäck zu treffen und den Neuankömmlingen für Gespräche und praktische Hilfen zur Verfügung zu stehen. Wir waren zunächst eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, der sich zum Teil auch nicht kannte. Trotzdem waren wir zuversichtlich, diese neue Situation meistern zu können. Ein wunderbarer Nebeneffekt ist, dass der ökumenische Gedanke und die gegenseitige Wertschätzung am Ort durch die gemeinsame Arbeit verstärkt werden.

Die Nervosität legte sich nach dem ersten Treffen, vermutlich auf beiden Seiten. Es kamen sehr nette Menschen zu uns. Der Gemeindesaal ist immer stets gut gefüllt. Da immer auch eine grö­ßere Gruppe junger Menschen kamen, entschieden wir uns auch den Jugendraum mit Tisch­tennisplatte, Tischkicker und Billardtisch zu öffnen, was natürlich die Attraktivität unseres Ange­bots stark steigerte. Integration ist nie eine Einbahnstraße, vor allem am Billardtisch konnten wir Betreuer vieles von den Gästen lernen.
Mittlerweile hat sich das Angebot des Freundeskreises erweitert: es haben sich Gruppen für die Themen: Alltag und Behörden, Arbeit, Sprache, Willkommen etabliert, um besser den Bedürf­nissen der Asylsuchenden gerecht zu werden. Gerade die Gruppe Sprache bietet 2 x wöchent­lich Unterstützung im schulischen Bereich an. Mittlerweile sind es ca. 60 Personen, die in der Anschlussunterbringung leben. Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Ländern und Kul­turkreisen, die größte Gruppe kommt aus Syrien, aber auch Menschen aus dem Iran, Afghanis­tan der Türkei und Tschetschenien suchen bei uns eine neue Zukunft. Einige Flüchtlinge aus Af­rika kommen aus Nigeria, Somalia und Gambia und sind nach einem langen Weg auch über das Mittelmeer hier bei uns angekommen.
Spricht man mit den Menschen, erfährt man, dass das Erlernen der deutschen Sprache für sie sehr wichtig ist. Sie wissen, dass dies die Basis für eine gute Integration ist. Der größte Wunsch für diese Menschen ist es, eine Arbeit und eine eigene Wohnung zu finden. Ziel des Freundes­kreises ist es, die Menschen auch dabei bestmöglich zu unterstützen.
Erwähnt werden sollen auch die sportlichen Angebote für Fußball und Tischtennis, die von den Vereinen in Mittelstadt vorliegen und bei den Jüngeren regen Zuspruch finden.
Die Mitglieder des Fördervereins stehen immer in einem Spannungsfeld: zum einen bei den Neuankömmlingen zwischen Willkommenskultur, Duldung und Abschiebung und bei der Bevöl­kerung zwischen Zustimmung und Vorbehalten, aber wir nehmen diese Herausforderung an. Begegnung auf Augenhöhe ist die Devise. Der größte Lohn für uns ist, zu sehen, wie die Men­schen sich bei uns wohlfühlen und spüren, dass sie bei uns auch Unterstützung bei ihren All­tagsproblemen, z.B. im Deutschkurs oder mit Behörden finden können. Kleiderspenden im Win­ter oder gebrauchte Fahrräder wurden gerne angenommen. Wenn sie sich einen persönlichen Eindruck über unsere Arbeit machen möchten, sind sie uns gerne mittwochs ab 17 Uhr im Teehaus willkommen. Natürlich freuen wir uns auch über neue Helfer.
Herzlich bedanken möchten wir uns für die bisher erhaltenen Geld- und Sachspenden, ohne die das Teehaus nicht veranstaltet werden könnte. Wenn sie unsere Arbeit unterstützen möchten, würde sich unser Finanzminister, Frau Brigitte Föll, und natürlich wir alle über eine großzügige Spende freuen.

Das Teehaus-Team, H. Schäffer

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