Die Weihnachtskrippe wurde im Jahr 2020 neu gestaltet. Nachdem sich Spender für die Figuren fanden, hat sich ein Krippenbauausschuss gefunden. Zuerst war die Überlegung, was ist der richtige Ort und die richtige Größe. Der Kirchenraum ist durch die Symbolsprache geprägt und so war sehr schnell klar, die Krippe muss sich dieser anpassen. Der Tabernakel wurde in die Krippenlandschaft integriert und die Gebäude wurden – sich an einer orientalischen Krippe orientierend – auch nur symbolisch angedeutet. Lange suchte man nach passenden Figuren und war auch an Überlegungen, ob diese mit Unterstützung der vietnamesischen Gemeindemitglieder aus Vietnam kommen könnten; es gab auch Anfragen, da viele Gemeindemitglieder schlesische Herkunft haben, diese dort zu erwerben. Bedacht wurde auch, dass da die Kirchenwände Holz sind, sich Naturholz zu wenig abhebt. Es gab Überlegungen zu Textil begleiteten Figuren oder auch Kunstharzfiguren. Allerdings merkten wir schnell, dies passt dann nicht zur Architektur der Kirche. Fündig wurden wir mit Holzfiguren aus dem Grödnertal, geschnitzt in der Werkstatt der Familie Andreas Insam, die in schlichter, edler Art mit dem Kirchenraum korrespondieren.
Maria und Josef bewundern andächtig das Jesuskind.
Das Jesuskind ist ein wohlgenährter, ruhig wirkender Neugeborener, dessen Gesichtsausdruck davon zeugt, dass er von seinem außergewöhnlichen Los weiß. Der blonde Jüngling mit gelocktem Haar schaut mit festem Blick Richtung Himmel. Das Kind ist nackt, liegt in einer einfachen Krippe und ist mit einem weißen Tuch notdürftig bedeckt. Ein Baby, das mit Jesus, Jesus Christus, Jesus von Nazareth, Jehoschua, Messias und Heiland viele Namen trägt. Als „das Christuskind“ symbolisiert er Gott, der ohne weltliche Besitztümer zum Menschen geworden ist. Seine spärliche Bekleidung verdeutlicht seine Armut. Von besonderer Bedeutung ist sein Name – Jesus. Denn alle Übersetzungen, ob aus dem Lateinischen, Altgriechischen oder Hebräischen, führen zu der Aussage „Gott, der Herr, hilft“ und „Gott ist die Rettung“. Damit wird klar, dass dieses kleine Kind die schwere Last der Not der gesamten Menschheit auf seinen Schultern trägt und der „sehnsüchtig erwartete Retter der Menschen“ sein muss.
Die Heilige Maria ist eine demütig wirkende Frau, die vor ihrem neugeborenen Sohn niederkniet und ihre Hand liebevoll zum Kind streckt. Die Figur der jungen Mutter Maria verkörpert die jungfräuliche Unschuld, die Reinheit und Unverdorbenheit. Sie ist in kniender Körperhaltung neben der Krippe positioniert. Auffällig ist, dass Maria fast immer einen blauen Mantel trägt. Die Farbsymbolik der christlichen Kunst ist sowohl im Alten als auch im Neuen Testament zu finden. Dort gilt Blau als himmlische Farbe und steht für den Glauben und die Treue. Aber auch das Meer mit seiner unbegrenzten Ferne und Tiefe wird mit Blau assoziiert. Somit verbindet die Farbe Blau das Himmlische mit dem Irdischen. Mit ihrer rechten Hand fasst sie sich ans Herz. Die einfache Darstellung lässt eine rührende Szene lebendig werden.
Der Heilige Josef spielt in der biblischen Weihnachtsgeschichte eine besondere Rolle. Josef wird als Mann in fortgeschrittenem Alter dargestellt, um die Jungfräulichkeit von Maria hervorzuheben. Er steht aufrecht neben oder hinter seiner Familie. Er wird als stattlicher Mann mit jungem Gesichtsausdruck dargestellt, der sich in Anbetracht des Wunders nach vorn beugt und seine rechte Hand zum Herz führt. Mit einer Laterne spendet er Mutter und Kind Licht. Auf diese Weise symbolisiert er den Beschützer. Gleichzeitig gilt Josef als „Bewacher des Lichts“, das mit der Geburt von Jesus die Welt erhellt.
Der (liegende Ochse ab nächsten Jahr) bewacht gemeinsam mit dem stehenden Esel die Krippe. Ochs und Esel sind seit der Zeit des frühen Christentums aus bildlichen Darstellungen der Geburt Jesu nicht mehr wegzudenken. Neben geschnitzten Krippenfiguren tauchen sie ab dem 4. Jahrhundert auch in mittelalterlichen Fresken oder in Glasfenstern von Kirchen auf – zuvor ließ die römische Unterdrückung der Christen keine Gelegenheit für weihnachtliche Kunst beziehungsweise christliche Symbole wie Ochs und Esel. Allerdings: In der Bibel tauchen die tierischen Zeugen von Jesu Geburt nicht auf. Im Lukasevangelium, das uns die Weihnachtsgeschichte erzählt, ist nur von einem Krippenstall und einer Futterkrippe die Rede, in die der neugeborene Heiland gelegt wird, aber von keinen Tieren.
Welche Bedeutung haben Ochs und Esel an der Krippe?
Einige Historiker sind der Ansicht, dass Ochs und Esel in der Krippe auf das Alte Testament verweisen. Dort heißt es im Vers des Propheten Jesaja: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht“ (Jes 1,2-3). Dieser Satz bedeutet: Die Tiere wissen, wohin sie gehören. Sie sind klüger als sie eingeschätzt werden. Nehmt sie euch zum Vorbild. Ochs und Esel hatten zur damaligen Zeit einen hohen Stellenwert, dienten sie doch als Lebensgrundlage und waren unverzichtbare Arbeitshilfen bei Feldarbeiten. Die Tiere in der Krippe, Ochs und Esel, sind ganz nah dran an der Botschaft der Menschwerdung Gottes. Die Hirten und die Heiligen Drei Könige kommen erst später dazu. Außerdem weist ein Vers aus dem Prophetenbuch Habakuk auf die beiden Tiere in der Krippe hin. Dort heißt es in der griechischen Übersetzung: „Herr, gehört habe ich deine Kunde und ich bekam Ehrfurcht, Herr, ich betrachtete deine Werke und ich bin betroffen. Inmitten zweier Lebewesen wirst du erkannt …“ (Habakuk 3,2). Nach christlichem Verständnis stellt der Esel an der Krippe die Heiden, der Ochse die Juden dar.
Ein prachtvollen Gloriaengel hängt über dem Stall. Ihm ist von weitem anzusehen, dass er direkt dem Himmel entstiegen ist, um eine irdische Mission zu erfüllen. Das wallende Haar, ein goldenes Flügelpaar und das Band mit dem Gloriaspruch wirken mitten in der ergreifenden Szene im Stall wie eine Botschaft von Gott persönlich. Im Lukasevangelium heißt es: „Der Engel trat bei ihr (Maria) ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel“. (LK 1,30-38) Und auch über dem Hirtenfeld verkündet der Engel: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“. (LK 2,10-14)
Diverse Hirten, eine Hirtin sowie deren Schafe bereichern die Krippe. Die Hirten repräsentieren das einfache Volk. Sie überbringen Opfertiere in Form von Schafen und Lämmern. Die Hirten stehen für Aufmerksamkeit, da sie dem Verkündigungsengel zuhörten. Und sie stehen für Aufbruch, da sie sich umgehend nach Erhalt der Botschaft auf den Weg nach Bethlehem machten.
Der Hirte mit schmucklosem Gewand ist sichtlich darüber erschrocken, gerade Zeuge eines großen Wunders geworden zu sein. Ehrfürchtig kniet dieser Hirte nieder und kann den Blick nicht vom neugeborenen Kind abwenden. Schützend hält der Hirte ein junges Schaf fest, das von einer großen Freude beseelt zu sein scheint.
Ein stehende Hirte bereichert die Szene, die rund um das Wunder im Stall entstanden ist, mit einer besonderen Ästhetik. Der Hirte ist groß, wirkt stark, naturverbunden und trägt einen klassischen Hirtenumhang sowie einen großen Hirtenstab. Auf den Schultern trägt er ein kleines Lamm, das sich schutzsuchend an seinen Besitzer schmiegt. Die Hirtin ist eine attraktive Frau mit einem hübschen Kleid und einer ungewöhnlich koketten Kurzhaarfrisur. Die schöne Hirtin trägt einen Krug voll Wasser und einen Laib Brot mit sich, um die Heilige Familie und die Zeugen, die der Geburt beiwohnten, zu stärken. Die wunderschön geschnitzte Hirtin wirkt heiter. Die Schafe und Lämmer sind Symbol für Wehrlosigkeit und unschuldiges Leiden. Sie sind Opfertiere und geben in angeborener Schreckensstarre keinen Laut von sich. Schafe werden als Grundnahrungsmittel und zur Herstellung von Kleidung benötigt.
Nach Neujahr, auf das Fest Epiphanie hin, kommen die Drei Könige zur Krippe. Nach biblischer Erzählung sind die Magier keine Könige; die Dreizahl ist eine spätere Erfindung; selbst ob es nur Männer waren, bleibt rein spekulativ. Und wenn einer davon als schwarzer König dargestellt wird, so hat dies nichts mit Rassismus zu tun, sondern im Gegenteil: Es zeigt die Wahrnehmung und Wertschätzung des Kontinentes Afrika und der einen Welt. Grundlage für die Könige an der Krippe ist das Matthäusevangelium, in dem weise Männer erwähnt werden, die Gold, Weihrauch und Myrrhe überbringen. Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar tauchen erst im späten neunten Jahrhundert auf. Alle Drei werden als Könige, Magier, Weise, Astrologen oder Wissenschaftler gedeutet, die die zu jener Zeit bekannten Kontinente Afrika, Asien und Europa vertreten.
Der kniende König trägt ein reich verziertes Gewand. Die Mühen seiner Reise und die beeindruckende Kraft des Wunders um Christi Geburt stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Dieser König kniet nieder und hält ein Kissen mit einer goldenen Krone, mit dem er den neugeborenen König der Welt begrüßt. Melchior ist ein alter Mann mit langem Bart, der für den Kontinent Europa steht. Er überbringt Gold, was Reichtum, Weisheit, Macht und Schönheit verkörpern soll.
Der stehende König ist eine Königsfigur von märchenhafter Schönheit. Er trägt einen Bart und besitzt braunes, gelocktes Haar, das unter seiner goldenen Krone herausschaut. Der reich verzierte Mantel ist locker um die Schultern gewunden. Der stehende König bringt Weihrauch mit und möchte dem Kind mit dieser Kostbarkeit seine Ehre erweisen. Balthasar erscheint als Mann in mittleren Jahren und vertritt den Kontinent Asien. Er überreicht ein Gefäß mit Weihrauch, der für Gebete und Opfergaben steht.
König Mohr hebt sich mit seiner exotischen Kleidung und dem herrschaftlichen Äußeren deutlich von den anderen Figuren ab. Der König trägt zum edlen Umhang Schmuck, einen Turban und feine Stiefel. In seiner rechten Hand hält er ein Gefäß mit Myrrhe, das er dem neugeborenen König schenken möchte. Der dunkelhäutige junge Caspar versinnbildlicht die in Afrika lebende Bevölkerung. Er überbringt ein kelchartiges, mit Myrrhe gefülltes Gefäß. Der bittere Geschmack der Myrrhe soll das spätere Leiden und Sterben Jesu Christi verdeutlichen.
Quelle von Teilen des Textes, die Schnitzerwerkstatt, von der wir die Krippe erworben haben: https://www.lignoma.com/de/